Hettiiiqe, auf betten Schiffe gebaut werden.
Stettiner Schiffs-
Die Vulkan-Werft in Stettin und Hamburg ist die größte auf dem Kontinent. Aus kleinen Verhältnissen erwachsen,
beschäftigt sie heute 13 000 Arbeiter und ein Heer von Beamten und Ingenieuren. Im Bau der großen Schnell-
dampfer der Hamburg-Amerika-Linie und des 'Norddeutschen Lloyd war die Bulkan-Werft bahnbrechend und neben
F^ö rde von Eckernförde.
Die Förde wird von einem hügeligen, mit Buchenwald bedeckten Ufergelände von 30 m Höhe umsäumt. Sie hat 141cm
Länge, 1 km Breite, bis 27 m Tiefe und ist eine der besten Hafenbuchten Schleswigs. Die Förden sind „ertrunkene
Täler".
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Dunenkuste der Nordsee bei Norderney.
Die Nordseeküste ist in ihrem heutigen Aussehen hauptsächlich das Werk der Winde. Die Südwestwinde haben den vom Meere abgelagerten Flugsand zu Hügeftt von 30 bis 40 m
Höhe angehäuft und Sturmfluten haben diese wieder zerrissen und zu Inseln umgeformt. Wo der Sand unverhüllt zu Tage tritt, erkennt man genau die einzelnen angewehten
Sand.chichten, die wie die Gesteinsschichten der Gebirge übereinander folgen. Auch in den mannigfach eingeschnittenen Erhebungen gleichen die Dünen kleinen Gebirgen. Auf
den flachen Abhängen und den Kämmen der Dünen gedeihen hauptsächlich verschiedene Dünengräser,' weiter landeinwärts abgelöst von Heidekraut und dann von Kiefernaufschlag.
Die Bewohner unterstützen den Pflanzenwuchs mit allen Mitteln, da er es ist, der die Dünen vor dem Wandern hindert und so die fruchtbaren Marschen schützt.
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Ter geologische Aufbau des deutschen Bodens. *1 11
'L essen
seiner Rinder und Pferde geht in Europa nur Rußland dem Reiche voran, tn
der Schweinezucht hat es alle Länder der Erde mit Ausnahme d^xhordameri-
kanischen Union überflügelt. Doch wird der Bedarf aller Viehgattungötzhcht durch c
die Zucht des Landes gedeckt, sondern es ist Einfuhr erforderlich. Die Rk^M^Mchk
hat ihre Hauptsitze in den Marschen und in den südlichen gebirgigen Gegenäe^be^^
sonders im Allgäu, die Pferdezucht in der Norddeutschen Tiefebene, namentlich
in Hannover, Oldenburg, Mecklenburg, Schleswig-Holstein und Ostpreußen, die
Schweinezucht in Westfalen, Hannover, Pommern und in der Oberpfalz, die
Schafzucht ist infolge des Wettbewerbs überseeischer Länder, namentlich Austra-
liens, Kaplands und Argentiniens stark zurückgegangen. Ein Hauptgebiet deutscher
Schafzucht ist noch die Lüneburger Heide. Der Wert der Wolleinsuhr beträgt heute
nahezu 500 Mill. Mark.
d) Bewaldung. Ein Viertel des Bodens deckt der Wald. (^ Nadel-,
y3 Laubwald.) Er tritt hauptsächlich in den höher gelegenen oder mit kärglicherem
Boden ausgestatteten Gegenden auf, also in den Bergländern (besonders Fichten
und Tannen) und in den Sandebenen Brandenburgs und Niederschlesiens (nament-
lich Kiefern); in seiner ganzen Pracht zeigt er sich uns in den deutschen Mittelge-
birgen, an deren Gehängen er zumeist bis zum Kamm emporklimmt und deren land-
schaftliche Schönheit nicht zum geringsten Teil durch das grüne Waldkleid verursacht
wird. Waldarm sind nur wenige deutsche Landstriche, so die Marschen, die Dünen-
inseln und Nehrungen, die Heiden und Moore, endlich besonders kulturreiche Strecken
in den Flußniederungen, z. B. am Oberrhein.
Unschätzbar ist die Bedeutung des deutschen Waldes für Bewässerung und
Klima des Landes, für Holzgewinnung, Gewerbe und Industrie, aber ebenso als
Stätte der physischen und geistigen Erholung des Menschen. Seine Erträgnisse
reichen freilich nicht im entferntesten hin, den Bedarf des deutschen Volkes an Holz
zu decken. Es nimmt hierfür hauptsächlich die Holzbestände von Rußland, Schweden,
Österreich-Ungarn und Rumänien in Anspruch.
Trotz des hohen Stands der deutschen Landwirtschaft bedarf das Reich der
Zufuhr landwirtschaftlicher Erzeugnisse des Auslandes.
Iii. Der geologische Aufbau des deutschen Bodens.
(Vgl. dazu die geologische Karte des Atlasses und den Abschnitt über Erd-
geschichte Iv, S. 2sf).
_ 1. Im S. des Reichs erhebt sich ein mächtiges erst in der tertiären Periode,
also in der Neuzeit der Erde, entstandenes Faltengebirge, die Alpen, deren nörd-
lichste Ketten zu Bayern gehören.
2. Ein großer Teil der deutschen Mittelgebirge ist der Überrest eines
alten, abgetragenen, parallel zu den heutigen Alpen ziehenden Hochgebirges aus der
^?teinkohlenzeit, also dem geologischen Altertum der Erde, dessen Westflügel das
französische Zentralplateau bildet. Einbrüche (Verwerfungen) und Abtragung durch
Verwitterung und Erosion haben dieses alte Gebirgsland in eine Reihe unzusammen-
hängender Gebirgsschollen (Horste) zerlegt, die aus Granit, Gneis und Ton-
schiefer, alfo aus kristallinischen und paläozoischen Gesteinen, bestehn. Es sind dies
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Norddeutschen_Tiefebene Hannover Oldenburg Mecklenburg Schleswig-Holstein Westfalen Hannover Pommern Oberpfalz Kaplands Argentiniens Heide Brandenburgs Niederschlesiens Schweden
Xi'abcu
Trarbach
Photographie bcr Neuen Phvtonr, (Üesellsch Stexilik Sperliit
Das Rheinische Schiefer Gebirge, ein altes S ch v l l e n g e b i r g e. Traben-Trarbach mit Gräfin bürg an der Mosel.
Schon ein flüchtiger Vergleich des Rheinischen Schiefergebirgs mit einer Alpenlandschaft läßt den gewaltigen Gegensatz zwischen einem jugendlichen Faltengebirge
und einem alten Schollenland deutlich hervortreten. Dort die überragenden Höhen, die wundersame Mannigfaltigkeit der Gipfel und Kämme, der Gletscher und Seen,
des Pflanzenkleids und der Klimaregionen, hier abgeglichene Plateau- und Bergrückenformen, langsam dahinziehende Flüsse, kleine, weltverlorene Bergsee». Die uralte»
Täler der Mosel und des Rheins prangen iin Schmuck grüner Reben, sie sind dicht bevölkert, von reiche»! Berkehrslebe» durchflutet und verklärt durch den Zauber der
Sage und Poesie.
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— 236' —
Das Eintreffen des Königs auf dem Schlachtfelde: Gegen 8 Uhr ertönte von rückwärts her, von der Höhe von Dub, lautes Hurrarufen. Der König war auf dem Schlachtfelde angekommen. Es ist Hohenzollernart, in den Stunden der Gefahr dort zu sein, wo für Ehre und Glück des teuren Vaterlandes gekämpft wird. — In dem Augenblicke flog eine Granate heran. Sie schlug, ohne zu Platzen, in eine nickt weit entfernt haltende Schwadron Ulanen. Bald folgten mehrere. Vielleicht gaben die etwa 300 Pferde der Stabswache, die den König begleitete, ein bequemes Ziel. Darum wurde sogleich befohlen, daß das Hauptquartier sich im Gelände verteilen sollte. Der König, die Generale und Bismarck ritten nach Nordosten hinunter in die Ebene. Unweit des Kriegsherrn, welchen Moltke, Roon und Alvensleben umgaben, hielt Bismarck auf einem riesengroßen Fuchs. Wie er im grauen Mantel hoch-ausgerichtet dasaß und die großen Augen unter dem Stahlhelm glänzten, gab er ein wunderbares Bild: ein Riese aus nordischer Urzeit.
Nachdem sich der König über die Gefechtslage unterrichtet hatte, befahl er, daß die erste Armee die Bistritz überschreiten sollte. General v. Bose überschritt auf schnell hergestellten Stegen von Aesten und Brettern den breiten Bach und drang in das anliegende Gebölz ein, aus dem sich der Feind ohne Widerstand zurückzog. Jenseit des Flusses schwenkten dann sämtliche Bataillone etwa um 9>2 Uhr gegen den Hola-Wald, welcher ein vortrefflickes Schußfeld und eine ebensolche Deckung zu bieten schien.
Im Hola-Walde: Der Hola-Wald bildet ein ziemlich regelmäßiges Viereck von etwa 1100 Schritt Ausdehnung südlich der Chaussee von Sadowa nach Lipa. Er enthält längs der Chaussee hochstämmige Laub- und Nadelhölzer, besteht aber im übrigen aus überaus dichtem Unterholz.
Beim Vordringen fanden unsere 31er it. 71er nur schwache Abteilungen des Gegners vor. welche sich ohne Kampf zurückzogen. Mühsam bahnten sich die Musketiere den Weg durch das dichte Gebüsch. Plötzlich — man hatte noch nicht den südlichen Waldsaum erreicht — wurde das Gehölz lichter, und geradeaus erblickte man aus einem kaum 1000 Schritt vorliegenden Höhenzuge bei dem Dorfe Lipa eine lange Artillerielinie. Der Gegner hatte das Unterholz aus einige 30 Schritte vom Waldrande entfernt, um Einsicht zu erlangen. Fast im gleichen Augenblick begrüßte die Preußen ein Hagel von Granaten. Trotz der trüben Witterung zielten die Oesterreicher gut und ihre Granaten schlugen richtig ein. Sie hatten an mehreren Stellen des nach Lipa zugekehrten Saumes Bäume ihrer Rinde beraubt, sodaß die hellen Stämme gute Zielpunkte boten. Das Feuer steigerte sich bald zu einer betäubenden Heftigkeit; Blitz auf Blitz zuckte in weitem Umkreise schnell hintereinander auf, unaufhörlich rollte der Donner und sausend kam Geschoß auf Geschoß mit fürchterlicher Sicherheit daher. Granate
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— 228 —
Versuch der Verteidigung wurde nur in der Auguststraße unternommen. Hier stellten sich die Volksmänner hinter der Barrikade auf und setzten den Kampf fort. Da wurden zwei Geschütze vor der Straßenmündung am Anger aufgefahren; diese gaben eine starke Ladung ab. Eine Kanonenkugel flog durch die Barrikade, streifte das im Bau begriffene Bahnhofshotel (Hotel Silber), riß ein Stück aus einem Balken und fuhr jenseits der Bahngleise in den Festungswall. Sofort entfernten sich die Barrikadenkämpfer; nur der Fahnenträger blieb stehen, bis ihm eine Kugel die Brust zerschmetterte. Daraus wurde die Barrikade von den Truppen weggeräumt. Der Kampf beschränkte sich nun nur noch auf die Einnahme der Häuser, aus denen auf das Militär geschossen worden war. Viele, die sich in sie zurückgezogen hatten, sind durch Hinterhäuser und Gärten entkommen; aber es ist dennoch gelungen, gegen 260 Aufrührer gefangen zu nehmen und nach dem Petersberg zu bringen. Gefallen sind im Kampfe auf Seiten des Militärs 7 Mann und zwar 2 Musketiere, 1 Pionier und 4 Kürassiere, auf Seiten der Aufständischen gegen 20. Sie wurden in aller Stille der Erde übergeben. Die Beerdigung der gefallenen Krieger fand am 27. Nov. vom Lazarett aus statt (Hügelgasse, Gelände der Kunstschule). Hinter den 7 reichgeschmückten Särgen ritt der hier wohnende Feldmarschall v. Müffling (gest. 1851, Grabmal auf dem Brühlerfriedhof), dann folgten das Offizierkorps, die sämtlichen Behörden und eine zahllose Menge von Bürgern. Nach einer ernsten, liefergreifenden Rede des Militärpfarrers erfolgte unter den üblichen militärischen Ehren die Einsenkung in ein weites Grab ans dem Jobannessriedhos. Ueber ihm wurde ein Denkmal errichtet, dessen Grundsteinlegung ein Jahr später am Gedenktage stattfand. (Nach Prof. Dr. Brünnerl.)
84. Das Erfurter Unionsparlamenf.
Im Frühling 1849 (26. Mai) schloß König Friedrich Wilhelm Iv. mit den Königen von Sachsen und Hannover das sogenannte Dreikönigsbündnis, um ohne Oesterreich einen engeren deutschen Bundesstaat zu bilden. Tatsächlich schlossen sich nach ergangener Aufforderung diesem Bündnis auch die Mehrzahl der kleineren deutschen Staaten an. Als aber dann in Oesterreich der Volksansstand unterdrückt worden war, griff dieses wieder mit Nachdruck in die deutschen Angelegenheiten ein. Im Verein mit Bayern und Württemberg, die dem Dreikönigsbündnis nicht beigetreten waren, suchte es — nicht ohne Erfolg —, die Höfe von Dresden und Hannover dem Bunde abspenstig zu machen. Trotzdem aber hielt Preußen fest an seinen Bestrebungen zur Gründung einer deutschen Vereinigung (Union) und berief 1850 das erste Unionsparlament nach Erfurt, um eine neue Reichsverfassung beraten zu lassen.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
— 38 -
Zur andern; auf dem braunen Grunde wuchs wenig anderes als Wolfsmilch, Heidekraut und dunkle Waldbeeren. Dann senkte er sich in ein stilles Waldtal, sührte durch sumpsigeu Grund und das Bett eines Baches und stieg auf der andern Seite wieder in den Wald. Einigemal kamen die Reisenden auch über altes Ackerland; noch waren die Beetfurchen sichtbar, aber Schlehdorn und stachliger Ginster standen dicht wie eine Hecke daraus, und die Pserde halten Mühe durchzudringen. Zuletzt erklommen die Rosse der Reisenden mühsam die Höhe des Jdisberges, auf dessen Mitte sich eine Hobe Esche aus dem niedrigen Kraut erhob. Hier verbrachten sie die Nacht, um sich beim ersten Morgengrauen wieder zum Aufbruch zu rüsten; denn es war noch eine weite Tagsahrt bis in den Bergwald der Tbüringe (Jdisberg = Veste Coburg).
Unter Franken und Wenden: Heute ritt der Führer noch schneller als am letzten Tage; aber sein scharser Blick prüfte wieder jeden Busch und Stein. So oft sie aus dem Wald in ein Wiesen-tal kamen, gab er seinen Begleitern ein Zeichen zurückzubleiben und winkte nach einer Weile mit gehobener Hand ihm zu folgen. — In der Landschaft lagen in den Tälern oder aus halber Höhe der Berge, wo ein kräftiger Quell aus dem Boden rann, hie und da Dörfer und einzelne Höfe fränkischer Ansiedler, die meisten Höfe klein, die Häuser zerfallen, notdürftig gestickt, daneben oft leere Brandstätten. Jedes Dorf und jeder Hof waren umwallt, aber auch Wall und Graben waren verfallen und zerrissen. Nur wenig Leute sahen sie auf dem Felde, in den Dörfern rannten die Kinder und Frauen an den Hoszaurt und starrten den Reisenden nach. Zuweilen war am Hausgiebel über dem Zeichen des Besitzers ein Kreuz gemalt, dann segnete der Reisende die Bewohner mit dem Christengruß. — Wieder kamen sie an ein Dorf, ohne Zaun standen die hohen Strohdächer, welche fast bis zum Boden reichten. Nackte Kinder, bräunlich und mit Schmutz bedeckt, wälzten sich neben den Ferkeln aus der Dungstätte. Kleiner waren die Leute, rundlich und Platt die Gesichter und statt der bedächtigen Ruhe, mit welcher die Reiter anderswo von den Dorfbewohnern begrüßt wurden, tönten ihnen hier lautes Geschrei, Schelte und Verwünschungen in fremder Sprache entgegen.
„Sind die Fremdlinge häufig auf eurem Grunde?" fragte der Fremde.
„Es sind Wenden von ostwärts, in mehreren Dörfern hausen sie hier und in Thüringen, sie zahlen Zins dem Grafen des Frankenherrn, aber übelgesinnt bleiben sie und widerbellig."
So ging es eine Stunde vorwärts durch Buschholz und über Wiesengrund, endlich sahen sie in der Entfernung seitwärts vom Wege einen großen Hof unter Lindenbäumen. Da sie aber herankamen, fanden sie das Dach zerrissen, die Tür eingeschlagen, die Kohlen eines Feuers vor dem Hause und im Grase einen toten Mann, das Haupt durch einen Kolbenschlag gebrochen.
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— 124 —
lichen Fürsten das Recht, sich für die an Frankreich verlorenen Gebiete durch Besitznahme geistlicher Landgebiete auf dem rechten Rheinufer und innerhalb Deutschlands zu entschädigen. Für Preußen wurden diese Entschädigungen in einem Vertrage vom 23. Mai 1802 genauer festgesetzt. Es erhielt für einen Verlust von 48 Quadrat-meilen mit 140 000 Einwohnern einen Gewinn von 220 Quadrat-meilen mit 520 000 Einwohnern, darunter das Mainzer Eichsfeld und das Erfurter Land. Durch einen Erlaß vom 6. Juni 1802 erklärte König Friedrich Wilhelm Iii. diese Gebiete für seinen Besitz. Ju Erfurt hatte man hiervon noch nichts Bestimmtes gehört, als am 5. August für das hier in Quartier stehende Kaiserliche Bataillon der Befehl zum Abmarsch eintraf. Er erfolgte vom 12. bis 17. August. Wenige Tage darauf wurde allen Ortschaften des Kreises und der Stadt ein Schreiben der Kurfürstlichen Regierung bekannt gegeben, welches das Einrücken der preußischen Truppen als bevorstehend mitteilte. Tatsächlich war in der Nacht vom 20. zum 21. das preußische Besatzungskorps, bestehend aus einem Bataillon Dragoner und 3 Bataillonen Infanterie, zusammen 3500 Mann, unter den Generalleutnants von Voß und v. Wartensleben in das Erfurter Land eingerückt und stand in Ilversgehofen. Nachdem am 21. August in der Frühe ein Offizier in die Stadt gekommen war und der versammelten Regierung die Besitznahme angezeigt hatte, rückten um 9 Uhr die preußischen Truppen durch das Krämpsertor in die Stadt ein. Am Tor wurden sie von einer Abordnung des Stadtrates empfangen. Dann marschierten sie nach dem Platz vor den Graden, wo die vom Petersberg kommende kurmainzische Besatzung dem neuen
Landesherrn Treue schwur und unter die preußischen Soldaten
verteilt wurde. Tore und Zitadellen waren inzwischen besetzt worden. Nunmehr wurde auf der Statthaltern, dem Rathaus,
und an allen Toren der preußische Adler entfaltet und die Besitz-nahme-Urkunde angeschlagen. Die Infanterie quartierte man bei den Bürgern ein, die Dragoner aber kamen auf die Dörfer. — Durch den Reichs-Depntations-Hauptschluß in Regensburg vom 25. Februar 1803 wurde die Einverleibung endgültig anerkannt, und die kaiserliche Bestätigung erfolgte bierzu am 27. April 1803. Nunmehr entschloß sich auch der König, das neuerworbene Land persönlich auszusuchen. Am 30. Mai 1803 traf er mit seiner Gemahlin in Erfurt ein und stieg in der ehemaligen Statthaltern ab (f. Nr. 65). Durch die wiederholten Besuche des Königs-Paares, vor allem aber durch das leutselige Wesen desselben
söhnten sich die Erfurter mit der neuen preußischen Verwaltung aus, die ihnen infolge der knappen, soldatischen Art anfangs nicht behagt hatte.
Erfurt unter französischer Herrschaft: Aber schon 1806
endete die neue Herrschaft Preußens über Erfurt. Drei Tage nach der Schlacht bei Jena (14. 10. 1806) ergab sich die Stadt schimpf-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm August August August
— 229 —
Das Unionsparlament wurde am 20. März 1850 in der alten, baufälligen Augustinerkirche, die man im schnellsten Bau zu einem Parlamentsgebäude umgewandelt hatte, unter Radowitz' Leitung eröffnet. Im Chor tagte das Slaateuhaus, die Vertreter der Regierungen, und im Schiff das Volksbaus, die vom Volke gewählten Abgeordneten. Am 26. März feierte General v. Radowitz, preußischer Minister und Freund des Königs, mit seiner Rede, durch welche er dem Volkshause Ausschluß über die Absichten der Regierung gab, einen wahren Triumph feiner Beredsamkeit. Satz für Satz des Vortrages war von dem lauten Beifall der Abgeordneten begleitet.
Leider hatten die Beratungen keinen Erfolg. Oesterreich brachte fast alle Staaten auf seine Seite und berief schon im Mai 1850 von neuem den Bundestag nach Frankfurt a. M. Preußen mußte auf seine Unionsbestrebungen verzichten und sich vor Oesterreich beugen (Vertrag von Olmütz, November 1850).
Zu den Abgeordneten, die damals in Erfurt geweilt haben, gehörte auch der spätere erste Reichskanzler, Fürst Otto von Bismarck. Er hat während seines Aufenthaltes im Hause Anger 33 gewohnt (das heutige Bismarckhaus ist ein Neubau). Minister von Radowitz nahm nach dem Mißlingen seines Planes den Abschied und verzog nach Erfurt. Er wohnte im Haufe Johannes-straße 59 und liegt auch in Erfurt begraben. König Friedrich Wilhelm Iv. ließ feinem Freunde ein herrliches Grabdenkmal
fetzen, das wir heute noch auf dem Jnnen-Friedhof, nördlich der Trommsdorffstraße, bewundern können. (Nach H. Krnfpe.)
85. Schlacht bei tiangenlalza.
27. 3uni 1866.
Rüstung zum Kampfe: Im Frühling 1866 rüstete Oester-
reich sehr eifrig zum Kriege. Darum befahl auch Kaiser Wilhelm zu Anfang Mai die Kriegsbereitschaft der gesamten preußischen Armee.
Infolgedessen entwickelte sich schon in den ersten Maitagen in Erfurt ein reges, kriegerisches Leben. Die besondere Lage als Festung brachte es mit sich, daß die Stadt sofort in kriegsmäßigen Zustand gesetzt werden mußte. Die Brückenköpfe der Tore wurden verengt und Palisaden (Schanzpfähle) gesetzt. Im Juni wurden sogar nachts die Tore geschlossen und die Zugbrücken hochgezogen. Zuletzt erhielten die Bürger den Befehl, sich für einige Tage mit Lebensmitteln zu versehen.
Abmarsch der Truppen: Mitte Mai rückte die Ersurter
Besatzung nach der sächsischen Grenze ab. Hier sammelte sich die erste Armee, über welche Prinz Friedrich Karl, ein Neffe des
Königs, den Oberbefehl führte. Ein Teil der Befatznng blieb
beim Ersatzbataillon 71 zurück. Wehmütig schauten diese Truppen
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Extrahierte Personennamen: Radowitz Otto_von_Bismarck Otto Radowitz Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm H. Krnfpe Wilhelm Friedrich_Karl Friedrich Karl
7. Der Französische Krieg 1870—1871.
87
November 1869 feierte Frankreich noch einmal einen großen Triumph bei der Eröffnung des Su es kan als, den sein genialer Ingenieur Ferdinand von Lesseps gebaut hatte.
7. Der Französische Krieg 1870—1871.
Veranlassung. Die Franzosen sahen mit Neid auf den Kriegsruhm Preußens. Rache für Sadowa!1) war das Losungswort. Mit diesem suchte die regierende Partei die Unzufriedenheit im Innern abzulenken. Graf Bismarck gab die Bündnisse mit den süddeutschen Staaten bekannt. Zur Leitung des Zollvereins wurde ein Zollparlament eingerichtet, in das die süddeutschen Staaten Vertreter entsandten. Alles dies ließ die Franzosen befürchten, daß der Norddeutsche Bund sich zu einem neuen Deutschen Reich erweitern würde.
Außerdem bestanden Verstimmungen wegen Luxemburg. Von der Zeit her, wo Luxemburg zum aufgelösten Deutschen Bunde gehörte, hatte Preußen dort eine Besatzung. Mit der Auflösung des Bundes 1866 war der Grund hierzu weggefallen, aber der König von Holland, der zugleich Großherzog von Luxemburg war, forderte den Abzug der preußischen Besatzung nicht, und es konnte Preußen nicht gleichgültig sein, wer nach ihm den wichtigen Platz besetzte. Napoleon hatte versucht, von Holland das Großherzogtnm Luxemburg käuflich zu erwerben. Der König von Holland war nicht abgeneigt, falls Preußen keinen Einwand erhebe. Die allgemeine Stimmung in Preußen war aber dagegen. Deshalb zog der König von Holland seine Zusage zurück, und es kam zu einem Vertrage, daß Holland das Großherzogtum behalten, aber die Festungswerke der Stadt Luxemburg schleifen solle. Napoleons Wunsch war nicht erfüllt, Mißstimmung in Frankreich die Folge.
„Die Franzosen sind eine sparsame und arbeitskräftige Nation, mit reichen Gaben aller Art, aber sie sind auch eitel und eifersüchtig und lassen sich von politischen Schreiern und dreisten Journalisten leicht zu hastigen und wilden Entschlüssen fortreißen."2) Die Kriegspartei erneuerte den Ruf: „Rache für Sadowa!" Preußen sollte für feine Erfolge von 1864 und 1866, für die Stiftung des Norddeutschen Bundes und des Zollparlaments gedemütigt werden. Das sind im wesentlichen die innern Gründe des Französischen Krieges; bald fand sich auch eine äußere Veranlassung zur Kriegserklärung.
In Spanien war die Königin Jsabella des Landes verwiesen worden, und das spanische Ministerium bot dem Prinzen Leopold von Hohen-zollern-Sigmaringen die spanische Krone an. Der Prinz sagte zu.
x) Sadowa ist ein Dorf bei Königgrätz.
2) Kaufmann S. 119.
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_von_Lesseps Ferdinand Napoleon Napoleons Leopold_von_Hohen-zollern-Sigmaringen Leopold
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